Wichtige Punkte zur Wasserqualität im Schweinestall

Trinkwasser gilt als das wichtigste Futtermittel, ist es doch von entscheidender Bedeutung für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Tiere. Bei schlechter Wasserqualität und -versorgung trinken Schweine weniger und nehmen gleichzeitig weniger Futter auf. Außerdem können durch hygienisch nicht einwandfreies Wasser Krankheitskeime übertragen werden (z.B. Durchfallerreger). Organische und mineralische Inhaltsstoffe reagieren oft mit Medikamenten im Trinkwasser und machen diese unwirksam.

In der Regel besteht die Wasserversorgung im Stall aus der Wasserzuführung durch das kommunale Netz oder dem eigenen Brunnen, der Wasseraufbereitungsanlage bzw. dem Tank, der Verteilung mit Absperrhähnen, den Rohrleitungen und Tränken im Stall. Stadtwasser erfüllt die Auflagen der Deutschen Trinkwasserverordnung bis zur Abgabestelle am Hof. Ab hier ist der Tierhalter für die weitere Qualität des Wassers verantwortlich.

Idealerweise befindet sich eine Futter- und Wasserzentrale in einem separaten Raum, womit jedes Abteil einzeln angesteuert werden kann. Somit können bei Bedarf einzelne Leitungsabschnitte separat gereinigt und desinfiziert werden. Auch über eine optimale Verlegung der Wasserleitungen sollte man sich Gedanken machen, prinzipiell ist eine Ringleitung gegenüber einer Stichleitung zu bevorzugen, da es hier unweigerlich zu Toträumen kommt.

PE- oder PVC-Rohre haben den Vorteil, dass sie relativ günstig und leicht zu verlegen sind und eine hohe Korrosionsbeständigkeit aufweisen. Allerdings dürfen Kunststoffrohre nicht durchhängen oder U-förmig verlegt werden, da es hier zu stehendem Wasser kommt. Dieses Stagnationswasser ist ein idealer Nährboden für Keime. In den Buchten sind wiederum Edelstahlleitungen zu bevorzugen, da diese einem Verbiss durch die Schweine besser standhalten und außerdem noch eine leicht antibakterielle Wirkung haben.

Bei der Verlegung von Wasserleitungen sollten außerdem plötzliche Querschnittsänderungen vermieden werden, um eine optimale Strömungsgeschwindigkeit zu gewährleisten. In Bereichen mit niedrigem Wasserverbrauch fällt die Strömungsgeschwindigkeit stark ab. Kommt dann noch die relativ hohe Stalltemperatur hinzu, ist die Bildung eines Biofilms vorprogrammiert! Auch Futterzusatzstoffe wie Vitamine, Säuren, Elektrolyte oder auch Medikamente im Trinkwasser können zur Biofilmbildung in den Wasserleitungen beitragen.

Wenn Brunnenwasser als Tränkewasser verwendet werden soll, sollte unbedingt eine Qualitätsuntersuchung des Wassers durchgeführt werden. Gerade in Moorgegenden enthält Brunnenwasser oft organische Substanzen, die mikrobiell zersetzt werden. Hierbei kann sich Ammonium bilden. Auch Eisen oder Mangan können problematisch sein, da sie zu Geschmacksveränderungen im Wasser führen können, was wiederum in einer schlechten Wasseraufnahme der Schweine resultieren kann. Außerdem fördern hohe Kalk-, Eisen- oder Mangangehalte die Biofilmbildung bis hin zu Ausfällungen und Verkalkungen in den Leitungen. Desweiteren gehen Kalk und Eisen chemische Verbindungen mit manchen Medikamenten ein und inaktivieren diese.

Bei der Nutzung von Brunnenwasser sollte man beachten, dass das Risiko einer Keimanreicherung mit jedem Kontakt mit der Umwelt oder der Außenluft oder bei einer längeren Lagerung in Vorratsbehältern ansteigt. Diese Behälter sollten lichtundurchlässig und leicht zu reinigen sein und rückstandsfrei über einen Ablauf zu entleeren sein.

Bei hohen Eisengehalten im Wasser kann eine Enteisungsanlage Abhilfe schaffen, bei hartem Wasser mit über 14˚dH eine Enthärtungsanlage. Beide Verfahren verursachen aber erhebliche zusätzliche Kosten.

Trotz guter baulicher Voraussetzungen für eine gute Wasserqualität sollten routinemäßig in regelmäßigen Abständen Hygienemaßnahmen durchgeführt werden.  So sollte nach jeder Reinigung und Desinfektion des Abteils vor Neubelegung das Wasser aus den Leitungen abgelassen werden, um den Tieren frisches kühles Wasser anbieten zu können. Auch nach einer Medikamentengabe müssen die Leitungen mit einem geeigneten Reinigungsmittel extra gespült werden, da sich Medikamentenrückstände  im Biofilm an den Innenwänden der Leitungen festsetzen können und später dann wieder freigesetzt werden können. Bei akuten Problemen ist eine Desinfektion des Wassers z.B. mit Chlor  zur Eliminierung des Biofilms angezeigt.

Eine Wasseruntersuchung in regelmäßigen Abständen ist ebenfalls empfehlenswert. Hierbei wird unter anderem die Anzahl koloniebildender Einheiten KBE/ml bei 20 ˚C und 36 ˚C bestimmt. Diese beiden Temperaturen können über verschiedene Bakterien Aufschluss geben: Bei Raumtemperatur werden die normalen Bodenkeime erfasst, bei 36 ˚C vor allem die Fäulnis- und Fäkalkeime. Der pH-Wert sollte bei unbehandeltem Wasser zwischen 6,5 und 8,0 liegen, ein höherer pH-Wert führt zu einem faden, seifigen Geschmack des Wassers. Der Permanganat-Index zeigt an, wie viele organische Stoffe im Wasser enthalten sind (v.a. Huminsäuren und Huminstoffe aus dem Abbau abgestorbener organischer Substanz). Je nach Untersuchungsumfang können auch der Salzgehalt des Wassers und seine Gehalte an Nitrat, Nitrit, Phosphat, Sulfat, Eisen und Mangan bestimmt werden. Durch die Leitfähigkeitsmessung wird die Gesamtmineralisation des Wassers erfasst. Ratsam ist es auch, mehrere Proben zu ziehen, beispielsweise am Brunnen und an der Tränke im Tierbereich. Da sich nur ein Bruchteil der Keime im Wasser selbst befindet und der Großteil im Biofilm sitzt, kann auch eine Tupferprobe von der Innenseite der Leitung zur Untersuchung genommen werden.