SINS - Entzündungs- und Nekrosesyndrom beim Schwein

Der Körper reagiert beim Auftreten schädlicher Reize mit einer Entzündung, welche zunächst eine natürliche Abwehrreaktion zur Beseitigung des schädlichen Reizes darstellt. Bei Schweinen aller Altersklassen können verschiedene Krankheitsbilder zu Entzündungen und daraus resultierenden Nekrosen (= Absterben von Gewebe) führen. Sogar Saugferkel können bereits davon betroffen sein.

Das klinische Bild des Syndroms reicht von Schwanznekrosen, Klauenläsionen und Einblutungen in die Klauen bis hin zum, in der Praxis geläufigsten Bild, den Ohrrandnekrosen.

Schwanznekrosen können bereits beim Saugferkeln innerhalb der ersten Lebenstage auftreten, es kommt zunächst zu sogenannten Ringabschnürungen und anschließend zu Absterben der distalen Schwanzbereiche ohne das Zutun anderer Schweine (Kannibalismus).

Ohrrandnekrosen sind in der Praxis das am häufigsten zu beobachtendes Bild. Hierbei kommt es zunächst zu einer Stauung der Ohrvenen und einer Rötung der Ohren mit anschließender Nekrosebildung in den Ohrspitzen, wobei meist beide Ohren der Schweine betroffen sind. Diese Nekrosen können oft auch Wegbereiter für Kannibalismusprobleme sein (Schwanz- und Ohrbeissen).

Weniger geläufig sind in der Praxis Veränderungen an den Klauen, die besonders bei Saugferkeln beobachtet werden können. Diese Veränderungen reichen von Kronsaumentzündungen über Schwellungen und Einblutungen bis hin zu Läsionen an den Ballen und Sohlen.

Als Ursache des SINS werden massive Stoffwechselstörungen bei den betroffenen Tieren angesehen. Hierbei spielen Stoffwechselprodukte von Darmbakterien, sogennante Lipopolysaccharide (LPS), ähnlich wie beim MMA-Syndrom der Sauen eine wichtige Rolle. Diese LPS gelangen aus dem Darm in die Blutbahn und verursachen besonders in den Endstrombahnen von Ohrspitzen, Schwanzspitzen und Klauen massive Entzündungssymptome und Nekrosen. Normalerweise werden diese LPS im Körper durch die Galle und die Leber kontinuierlich inaktiviert. Als Ursachen für eine unphysiologisch starke Anflutung von LPS werden folgende Faktoren angesehen:

  • Gesteigerte Keimvermehrung im Darm (z.B. durch hohe Keimgehalte im Tränkewasser oder im Futter)
  • Darmerkrankungen (z.B. durch E. coli)
  • Sog. high-protein-low-fiber-diets (Rationen mit hohem Rohprotein- und niedrigem Rohfasergehalt)
  • Störungen der Blut-Darmsschranke (besonders bei Hitzestress, verminderter Darmperfusion durch Flüssigkeitsmangel, hohen Eiweißgehalten im Futter und Mykotoxinen).



Studien geben sogar Hinweise auf eine stärker oder schwacher ausgeprägte Anfälligkeit für SINS bei verschiedenen Schweinegenetiken (Prädisposition).

Abhilfe bei SINS schafft die Beseitigung von haltungs- und fütterungsbedingten Problemen: z.B. Vermeidung von Hitzestress, Vermeidung von Flüssigkeitsmangel, Angebot von qualitativ und hygienisch einwandfreiem Tränkewasser, Versorgung mit einem ausreichendem Rohfaserangebot und nicht zu hohen Rohproteingehalten im Futter, Optimierung der Futterhygiene, Anbot von möglichst mykotoxinfreiem Futter. Im akuten Fall von SINS kann auch eine Behandlung mit entzündungshemmenden Medikamente, sog. Antiphlogistika (z.B. Natriumsalicylat oder Paracetamol), eine Linderung der SINS-Symptomatik bringen. Auch der Einsatz von organischen Säuren im Tränkewasser oder im Futter zeigt in der Praxis durch positive Beeinflussung oder Darmbakterien eine verbessernde Wirkung beim Auftreten von SINS.