Roggen: Bedeutung - Perspektiven in der Schweinefütterung

Die folgenden Aspekte machen Roggen im Vergleich zum Weizen interessant.
 
Durch Fortschritte der Züchtung (Hybridroggen) konnte erreicht werden:

  • eine deutliche Ertragssteigerung, v. a. auch auf ärmeren Standorten (BP<45)
  • eine deutliche Reduktion der Mutterkornbelastung (durch erhöhte Pollenschüttung)


Vorteile des Roggens:

  • höhere Trockentoleranz (tieferes und ausgeprägteren Wurzelsystem), sowie eine
  • hohe Effizienz in der Stickstoff- und Phosphornutzung (Nachhaltigkeit).
  • resistenter gegen Pflanzenkrankheiten   Einsatz von Pflanzenschutzmittel reduziert.
  • geringere Deoxynivalenol (DON)- und Zearalon (ZEA) Belastung
  • geringer CO2 Fußabdruck bei regional produziertem Hybridroggen
  • preisliche Attraktivität (Kostenvorteile gegenüber Weizen)


Aspekte Tierwohl, Tiergesundheit

Roggen zeichnet sich durch einen hohen Anteil an nicht Stärke Polysaccharide (NSP) aus (20 %der TS). NSP sind Kohlehydrate, die nicht durch Enzyme (u.a. Insulin), sondern durch bakterielle Fermentation im Dickdarm in freie Fettsäuren (u.a. Butyrat) gespalten werden = Balaststoffe.  Vor allem der Anteil an Fruktane und Arabinoxylane ist im Roggen deutlich höher wie im Weizen.

Der hohe Gehalt an NSP bzw. Ballaststoffen hat eine gewisse Verschiebung der ablaufenden Verdauungsprozesse vom Dünndarm hin zum Dickdarm zur Folge. So wird bei der Fütterung von Roggen mehr als ein Viertel der organischen Substanz und damit doppelt so viel wie beim Weizen erst im Dickdarm verdaut. Der mikrobielle Abbau der Balaststoffe (v.a. Fruktane, Arabinoxylane) führt zu einer verstärkten Butyratkonzentration im Dickdarm und im Blut.

Der Einsatz von hohen Roggenanteilen bringt verschiedene positive Effekte mit sich:

1. Verbesserte Abwehrleistung

  • Butyrat dient als Energiequelle für die Darmzellen und fördert damit die Darmgesundheit und Abwehrbereitschaft (Darmschranke) Schadstoffe / Schadkeime (z.B. Sc.suis, E.coli) können schlechter in den Organismus eindringen.


2. Reduktion der Salmonellenbelastung

  • aufgrund hoher Zuckergehalte im Roggen kommt es zu einer ph -Wert Absenkung im Dünndarm infolge verstärkter MilchsäurebildungSenkung der Ansiedlung von Salmonellen und anderer pathogener Keime (E. Coli).
  • hohe Butyratmengen im Dickdarm haben eine hemmende Wirkung auf die Anheftung und Ausbreitung von Salmonellen im Blinddarm und Dickdarm. Dies konnte durch Infektionsversuche an mit Roggen gefütterten Schweinen belegt werden.


3. In der Ebermast- signifikante Abnahme der Beanstandungsraten aufgrund des Ebergeruchs

  • Hohe Butyratkonzentrationen führen über eine verbesserte Energieversorgung der Darmzellen zu einer reduzierten Abschilfterung (Apostose). Damit wird der Skatoleintrag (verantwortlich für den Ebergeruch), der größtenteils durch apoptotische (abgebaute) Darmzellen erfolgt, deutlich gebremst.


4. Einfluss auf das Tierverhalten, Ruhigere Schweine

  • Dieser beruht auf eine länger anhaltende Sättigung durch gesteigerte Füllung des Magendarmtrakts und forcierte Fermentation im Dickdarm. Die Fermentation, die erst Stunden nach der eigentlichen Futteraufnahme einsetzt, gewährleistet eine konstantere Energieaufnahme aus dem Magen-Darm-Trakt und trägt damit zu einem stabilen Blutzuckerspiegel und einem wenig schwankenden Insulinspiegel bei (kein Insulinpeak). Das Auftreten einer späteren Hypoglykämie wird reduziert. Butyratkonzentrationen im Blut wirken sich zudem positiv auf die Grundstimmung der Tiere und das Tierverhalten auswirkt.


Bisherige Forschungsprogramme bei der Fütterung junger Schweine mit unterschiedlichen Roggenanteilen (bis zu 70 % in der Endmast) haben bei allen Fütterungsregimen sehr gute und annähernd gleiche Mastleistungen (vgl. Weizen), sowie eine hohe Akzeptanz festgestellt.