Durchfallproblematik im Maststall

Verschiedene pathogene Erreger des Darmes können beim Mastschwein vorkommen. Zu den wichtigsten gehören: Salmonellen, Brachyspira hyodysenterie (Dysenterie) und Lawsonia intrazellularis (PIA). Diese Erreger und die von ihnen verursachten Erkrankungen können einen großen wirtschaftlichen Schäde in der Schweinemast anrichten.

Salmonellen
Salmonellen verursachen zwei verschiedene Problemfelder. Zum einen das des fleischhygieni-schen Aspektes, wobei klinisch gesunde Schweine den Erreger ausscheiden und andere Schweine anstecken können. Die Tiere entwickeln keine klinischen Symptome oder gar ein Krankheitsgeschehen. Die von diesen Tieren gewonnenen Lebensmittel stellen allerdings ein Infektionsrisiko für den Verbraucher dar.
 Zum anderen können Schweine eine Erkrankung mit Durchfallsymptomatik durch Salmonellen entwickeln. Viele verschiedene Serotypen von Salmonellen sind bekannt, für Mast-schweine sind S.choleraesuis, S.typhisuis, S.typhimurium am bedeutsamsten. Die Infektion erfolgt in erster Linie über den Kot, durch Kontakt mit Salmonellen-infizierten Tieren oder - kontaminierten Gegenständen, über verunreinigtes Trinkwasser sowie Ungeziefer und Schad-nager. Die Verbreitung der Bakterien kann sehr schnell durch orale Aufnahme erfolgen. Sal-monellen besiedeln den Magen-Darm-Trakt und werden über den Blutkreislauf und das Lymphsystem im Körper verteilt. An Salmonellose erkrankte Tiere zeigen oft gelblich schlei-migen bis wässrigen Durchfall. Es kann aber auch zu septikämischen Verläufen (Blutvergif-tung) mit plötzlichen Todesfällen kommen.

Maßnahmen zur Verminderung der Ausbreitung von Salmonellen innerhalb des Betriebes: Strikte Einhaltung von Hygienemaßnahmen, dazu zählen eine konsequente Einhaltung des Rein-Raus-Systems zusammen mit intensivem Reinigungs- und Desinfektionsregime sowie konsequenter Schadnagerbekämpfung.

Problematisch bei einer antibiotischen Behandlung ist, dass die antibiotische Behandlung ei-ner Salmonellose zu einer Verlängerung der Erregerausscheidung führt. Eine antibiotische Behandlung darf immer nur bei klinisch erkrankten Schweinen erfolgen und kann keine Defi-zite im Hygienemanagement ausgleichen!

Lawsonia intracellularis (PIA)
Die porcine proliferative Enteropathie (PPE) oder porcine intestinale Adenomatose (PIA) beim Schwein wird durch eine Infektion mit dem intrazellulären Bakterium Lawsonia in-tracellularis verursacht. Der Erreger kann über längere Zeit in der Außenwelt überleben. Die Ansteckung erfolgt oral über Kot, die Verbreitung findet besonders über den Zukauf infizier-ter Tiere statt, die klinisch unauffällig sind. Die Infektion verläuft häufig subklinisch, kann aber auch akut oder chronisch verlaufen. Der Erreger ist in Schweinebeständen weit verbrei-tet, besonders Absetzferkel, Läufer und Mastschweine sind betroffen. Erkrankte Tiere leiden oft an Wachstumsstörungen und Durchfall. Zielzellen des Erregers sind die Darmzellen des Hüftdarmes, des Ileum, aber auch Dünndarm, Blinddarm und Dickdarm können in seltenen Fällen betroffen sein. Klinische Symptome werden oft erst nach Stresssituationen wie Um-stallung, Transport oder bei schlechter Futterqualität und Futterhygiene auffällig.

Die chronische Form verläuft meistens unkompliziert. Hierbei erkranken jüngere Mastschwei-ne und Absetzferkel häufiger. Die Klinik ist weitgehend unspezifisch, meistens mit Durchfall, Appetitlosigkeit und schlechten Zunahmen. Betroffene Tiere wachsen oft auseinander. Die Kotbeschaffenheit kann variieren von gelblich bis bräunlich-schwarz wässrig teilweise mit Blutbeimenungen. Das Krankheitsbild ist rein äußerlich nicht von der Dysenterie zu unter-scheiden. Differentialdiagnostisch sollten Dysenterie und Salmonellose über eine Kotproben-untersuchung abgeklärt werden.

Der subklinische Verlauf läßt sich in zwei Stufen unterscheiden:
Leichter subklinischer Verlauf macht sich durch Auseinanderwachsen der Tiere und Stagnati-on der Leistung bemerkbar.

Schwerer subklinischer Verlauf ist meistens durch breiigen bis wässrigen, mitunter schleimi-gen Durchfall gekennzeichnet. Zusätzlich kommt Appetitlosigkeit als erschwerender Faktor hinzu.


Akuter Verlauf betrifft besonders ältere Mastschweine, also Mittelmast und Endmast. Der Kot ist hierbei mitunter wässrig, kann aber auch blutig oder teerfarben sein. Die Tiere weisen oft ein gestörtes Allgemeinbefinden auf, auch perakutes Verenden kann auftreten. Die Diag-nostik erfolgt über PCR (Polymerase-Chain-Reaction) aus dem Kot erkrankter Tiere. Auch über eine serologische Blutuntersuchung kann eine Diagnose gestellt werden.

Als Prophylaxe ist die Impfung der Ferkel ab einem Alter von 3 Wochen empfehlenswert. Impstoffe sind mittlerweile als oraler Impfstoff oder zur Injektion verfügbar.

Die Therapie erfolgt über eine orale antibiotische Behandlung über Futter oder Wasser, als gut wirksam haben sich in der Praxis Tylosin, Lincomycin oder Tiamulin erwiesen.

Dysenterie
Die Dysenterie beim Schwein wird durch das Bakterium Brachyspira hyodysenteriae verur-sacht. Es werden 9 Serogruppen des Erregers unterschieden. Alle Serotypen sind an das Schwein adaptiert und besiedeln dort den Dickdarm. Es infizieren sich eher selten jüngere Tiere, meistens sind Läufer- und Mastschweine betroffen. Die Erregerübertragung erfolgt über den Kot infizierter Schweine sowie durch Schadnager. Schweine nehmen den infektiö-sen Kot meist während der Futteraufnahme oral auf.
Nach der Passage des oberen Verdauungstraktes vermehren sich die Bakterien in der Schleimhaut des Dickdarms und führen dort zu geschwürigen Veränderungen. Aufgrund dieser pathologischen Dickdarmläsionen leiden die Schweine an charakteristischem bräunli-chem oder zementfarbigem, dünnbreiigem Kot mit Blut- und Schleimbeimengungen. Die Fut-teraufname der Tiere verringert sich, was zur einem verzögerten Wachstum der betroffenen Schweine führt. Die Tiere magern stark ab, sind geschwächt und dehydriert.

Eine Verdachtsdiagnose lässt sich aus den klinischen Symptomen stellen, die Pathologie und der Erregernachweis über PCR oder Anzucht des Erregers sichern die Verdachtsdiagnose ab. Kotproben sind zur Diagnostik Kottupfern vorzuziehen, da mit ihnen eine höhere Erregeran-zahl im Untersuchungsmaterial gewährleistet werden kann.

Differenzialdiagnostisch kommen Infektionen mit Lawsonia intracellularis (PIA), Salmonel-len, Escherichia coli oder Rota- und Coronaviren in Frage.

Die Dysenterie sollte antibiotisch behandelt werden. Prinzipiell wirksam bei Brachyspiren sind die Wirkstoffe Tiamulin, Lincomycin oder seltener auch Tylosin. Im Zweifelsfall sollte ein Resistenztest im Labor durchgeführt werden, auch wenn dieser zeit- und arbeitsaufwendig ist.

Prophylaktisch sollten ein striktes Hygienemanagement (Rein-Raus-Verfahren, Optimierung der Reinigung und Desinfektion, Alzogurbehandlung der Gülle, etc.) sowie eine Optimierung der Haltungsbedingungen durchgeführt werden.