Durchfallerkrankung beim Kaninchen

Ein weicher Kot und ein verschmutzter Afterbereich sind oft die einzigen Symptome einer Durchfallerkrankung beim Kaninchen. Später können ein gestörtes Allgemeinbefinden, Apathie und ein Blähbauch noch hinzukommen.

Eine ausgeklügelte Verdauungsphysiologie der kleinen Nager hat ihr Überleben über Jahrtausende sichergestellt, ist aber nur wenig flexibel.Der Magen ermöglicht die Aufnahme großer Mengen Rohfaser, welche im Dickdarm separiert wird.


Die grobe Rohfaser, die für die Zahnabnutzung und den Vorschub des Nahrungsbreis im Darm essentiell notwendig ist, wird als pelletierter Hartkot ausgeschieden. Feine Bestandteile gelangen zurück in den voluminösen Blinddarm, wo sie von der speziell darauf ausgerichteten Mikroflora fermentiert und vor allem zu Fettsäuren, Aminosäuren und Vitaminen umgebaut werden. Der größte Teil des fermentierten Nahrungsbreis, Caecotrophe genannt, wird nachts ausgeschieden und gleich wieder aufgefressen. Dieser Teil wird im Magen noch einmal verdaut und im Dünndarm resorbiert.


Kaninchen stammen ursprünglich aus Spanien. Sie bewohnen in ihrer natürlichen Umgebung Erdhöhlen und ernähren sich von den ganzjährig im Umland wachsenden Gräsern und Pflanzen. Ihr Verdauungsapparat ist perfekt an die Verwertung  ganzjährig wachsender, schwerverdaulicher Rohfaser (Gras, Kräuter, Wurzeln und Zweige) angepasst.


Durchfallursachen können beim Kaninchen sehr vielschichtig sein. Zum einen können sie diätetischen Ursprungs sein, z.B. die Fütterung/Zufütterung ungeeigneter bzw. verdorbener Futtermittel oder eine Futtermittelintoleranz. Desweiteren können infektiöse Erkrankungen, wie z.B. Parasitosen (Kokzidien, Würmer) oder Bakterien (E.coli) Durchfälle verursachen, ebenso sind Zahnerkrankungen sowie Darmverschlüsse nicht selten für Durchfälle verantwortlich.


Aber auch extragastrointestinale Ursachen wie Leber-, Nieren- und Bauchspeicheldrüsenerkrankungen (Diabetis) sowie Stress und Tumorerkrankungen (Lymphom, Karzinom) können Auslöser für Durchfälle sein.


Eine erfolgreiche Durchfalltherapie sollte nicht nur die Behandlung der Ursache umfassen. Für einen dauerhaften Erfolg ist vor allem die Wiederherstellung der Dramgesundheit erforderlich.
Eine Normalfunktion kann deshalb nur dann wieder hergestellt werden, wenn das Kaninchen dauerhaft richtig gefüttert wird.


Rohfaserreiches Futter ist für die Funktion des Gebisses (Vermeidung von Zahnanomalien), die Magenentleerung (schwach entwickelte Magenmuskulatur) und die mikrobielle Verdauung bei Kaninchen unentbehrlich. Kommerzielle Trockenfuttermischungen sind auf den erhöhten Bedarf von Zucht- und Masttieren ausgerichtet. Als Alleinfutter für Heimtierkaninchen, die bis zu 10 Jahre alt werden können, sind diese zu rohfaserarm und energie- und calziumreich.


Da Kaninchen reine Pflanzenfresser sind, sollte ihre Nahrung überwiegend aus energiearmen, rohfaserreichem Frischfutter (Gräser, Kräuter, Blätter) bestehen. Da diese aber in der Heimtierhaltung aber meist wenig zur Verfügung stehen, können alternativ Heu ad libitum, rohfaserreiches Blattgrün (feste Salate etc., ca. die Hälfte bis 3/4 der Gesamtration) und Gemüse (1/4 der Gesamtration) kombiniert werden.


Das Futter sollte gleichmäßig und regelmäßig angeboten werden und Futterumstellungen sollten nur sehr langsam und mit kleinen Anfangsmengen erfolgen.


Bei Neuzugängen, Zukäufen aus einer Zoohandlung z.B. wird das gewohnte Fertigfutter zunächst noch 1-2 Wochen weiter gegeben und erst danach reduziert. Das neue Frischfutter wird langsam parallel zugemischt. Dies hat den positiven Effekt, dass das Immunsystem und der Verdauungstrakt nicht unnötig belastet werden.

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